Als neues Format führt das FZHG seit 2015 ausgewählte Projekte durch, die speziell aus geisteswissenschaftlicher Perspektive interessant sind und teilweise auch im übergeordneten Universitätsinteresse liegen.
Verantwortlich ist das Team der Geschäftsstelle des FZHG in Zusammenarbeit mit internen und externen Kooperationspartnern.
Das Wollheim-Memorial ist eine Gedenkstätte für die Opfer und Überlebenden des Konzentrationslagers Buna/Monowitz (auch bekannt als „Ausschwitz III“). Buna/Monowitz war das erste Konzentrationslager, welches von einem privaten Industriekonzern – der Interessengemeinschaft Farbenindustrie Aktien Gesellschaft (I.G. Farben AG) – geplant und als Arbeitslager genutzt wurde. Die Firmenzentrale der I.G. Farben befand sich von 1930 bis 1945 auf dem heutigen Campus Westend der Goethe-Universität. Deshalb wurde die Gedenkstätte, Wollheim-Memorial genannt, hier angesiedelt, und zwar in einem ehemaligen Pförtnerhäuschen neben dem noch heute bestehenden Verwaltungsgebäude der I.G. Farben. Gewidmet ist das Memorial, welches am 8. November 2008 eröffnet wurde, dem KZ-Überlebenden Norbert Wollheim (1913 - 1998). Ihm gelang es 1951 in einem Musterprozess, Schadenersatz für seine Zeit als Zwangsarbeiter gegenüber dem I.G. Farben-Konzern geltend zu machen. Das Memorial besteht aus einer Videopräsentation und einer Foto-Installation im angrenzenden Park und wurde durch den Künstler Heiner Blum und eine studentische Arbeitsgruppe gestaltet.
Nach rund sieben Jahren des Betriebes ist die Technik veraltet, so dass eine Grunderneuerung für die optimale Nutzung und Pflege des Memorials erforderlich wird. Zudem wird angestrebt, die Zeitzeugeninterviews, welche im Pavillon zu sehen und zu hören sind, noch besser für die Forschung und Lehre aufzubereiten. Dadurch soll ein lebendiges Denkmal geschaffen werden, das die Erinnerung an Norbert Wollheim und die Opfer von Buna/Monowitz nicht nur aufrecht erhält, sondern Schülern, Bürgern, Studierenden und Forschenden die Möglichkeit gibt, sich aktiv mit diesem Gedenkort und diesem Abschnitt der deutschen Geschichte zu befassen. In Zusammenarbeit mit dem Fritz Bauer Institut erarbeitet das FZHG im Auftrag des Präsidiums der Goethe-Universität hierfür ein Konzept.
Weitere Informationen zum Wollheim-Memorial finden Sie hier: http://www.wollheim-memorial.de/
Der Campus Westend der Goethe-Universität befindet sich an einem historisch höchst interessanten Ort. Die Geschichte des Geländes reicht zurück bis ins Mittelalter und umfasst viele unterschiedliche Aspekte, von denen im Folgenden einige beispielhaft genannt werden: Von 1864 bis 1928 beherbergte das Gelände die damals hochmoderne Frankfurter „Anstalt für Irre und Epileptische“, deren Initiator und Direktor Heinrich Hoffmann (1809 – 1894) auch als Autor des „Struwwelpeter“ bekannt ist. Hier wurde 1906 die Alzheimer-Krankheit zum ersten Mal beschrieben. Das Gelände wurde 1927 von der I.G. Farben AG gekauft, die wegen ihrer tiefen Verstrickungen mit dem nationalsozialistischen Regime 1945 aufgelöst wurde. Der Gebäudekomplex, den der Architekt Hans Pölzig (1869 – 1936) als Konzernzentrale errichtete, wurde nach 1945 das Hauptquartier der US-Streitkräfte in Hessen. Hiervon zeugt heute noch der „Eisenhower-Saal“ im ersten Stock, der General Dwight Eisenhower (1890 – 1969) als Sitzungssaal, für öffentliche Empfänge sowie als Büro diente. Während der Nutzung durch die US-Streitkräfte verübte die Terrorgruppe „Rote Armee Fraktion“ (RAF) zwischen 1972 und 1982 vier Bombenanschläge auf das in dieser Zeit auch „Abrams Building“ genannte Gebäude, die ein Todesopfer und zahlreiche (Schwer-) Verletzte forderten.
Nach dem Abzug der Amerikaner 1995 übergab das Land Hessen das Gelände der Goethe-Universität. Es wurde 2001 offiziell als Campus Westend eingeweiht. Das ehemalige I.G. Farben Gebäude beherbergt seitdem verschiedene Fachbereiche und Institute der Universität – unter anderem auch das FZHG.
Allein schon dieser knappe Ausschnitt der Geschichte des Universitätsgeländes verdeutlicht die vielschichtige Bedeutung des Campus Westend als Erinnerungsort. Um diesen angemessen zu würdigen, erarbeitete das FZHG im Auftrag des Präsidiums einen Gedenk-Plan für die Goethe-Universität. Dabei handelt es sich um einen Lageplan, welcher alle geschichtsrelevanten Orte auf dem Campus Westend verzeichnet und so die historische Orientierung erleichtert. Hintergrundinformationen über die Geschehnisse und Personen, welche mit dem jeweiligen Ort verknüpft sind, runden den Plan ab.
Das FZHG konnte in diesem Jahr eine Kooperation mit dem Projekt „Brückenschlagen – Wissenschaft in die Schulen“ initiieren, welche voraussichtlich ab dem Sommer 2016 mit ersten Vorträgen starten wird. Ziel dieses Projekts ist es, Frankfurter Schülerinnen und Schülern der gymnasialen Oberstufe eine Begegnung mit Wissenschaft und Forschung zu ermöglichen und so Möglichkeiten eines niedrigschwelligen Kontaktes zwischen Wissenschaftlern und künftigen Studierenden zu schaffen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Goethe-Universität stellen Themen aus ihrer aktuellen Forschung ‚schülergerecht‘, aber dennoch anspruchsvoll im Unterricht an Schulen in Frankfurter vor. Außerdem werden sogenannte „Wissenschaftstage“ an Schulen durchgeführt. Dies sind kleine eintägige ‚Kongresse‘ mit mehreren Vorträgen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Institute und Fachbereiche der Goethe-Universität.
Nachdem das Projekt bisher auf die Fächer Informatik, Mathematik sowie Natur- und Lebenswissenschaften begrenzt war, organisiert das FZHG eine künftige Beteiligung der Geisteswissenschaften. Aufgrund dieser inhaltlichen Erweiterung planen das Projektbüro „Brückenschlagen“ und das FZHG, das Format anzupassen und unter dem Titel „Wissenschaft im Kontext“ (Arbeitstitel) neue Vortragsthemen zu erschließen. Das Team des FZHG arbeitet hierbei eng mit dem Projektbüro zusammen und übernimmt die Organisation und Koordination der geisteswissenschaftlichen Vorträge. Weitere Informationen zum Projekt „Brückenschlagen“ und zu Möglichkeiten, Vorträge für den Unterricht zu organisieren, sowie eine aktuelle Liste aller verfügbaren Vorträge finden Sie hier: http://www.uni-frankfurt.de/52327604/Brueckenschlagen
Nach erfolgreichen gemeinsamen Veranstaltungen und Projekten zwischen dem Deutschen Filmmuseum und Mitgliedern des FZHG – wie die Ausrichtung von Film- und Vortragsreihen zu den filmischen Werken Godards und Pasolinis (beide mit Vinzenz Hediger) sowie der gemeinsam produzierte DVD „Erster Weltkrieg Archiv Edition“ (mit einem Audiokommentar von Christoph Cornelißen, Felix Schürrmann und Anke Mebold) – möchte das FZHG diese Zusammenarbeit mit weiteren Projekten ausbauen. Das FZHG und das Deutsche Filmmuseum/Deutsches Filminstitut Frankfurt planen für 2016 eine historisch-kritische Filmreihe, die sich thematisch mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigt.
1916 war das Jahr, in dem alle kriegführenden Mächte die militärische Entscheidung erzwingen wollten: Im Februar begann der deutsche Angriff auf die französische Festungsstadt Verdun. Er sollte fast ein Jahr dauern und musste ergebnislos eingestellt werden. Im Juli begannen die Briten die alliierte Entlastungsoffensive am französischen Fluss Somme, die ebenfalls nach einigen Monaten ergebnislos abgebrochen werden musste. Die russische Brussilow-Offensive vom Sommer 1916 blieb nach anfänglichen Erfolgen ebenso stecken wie italienische und österreichische Angriffe am Fluss Isonzo in den Alpen. Auch die einzige Seeschlacht des Ersten Weltkrieges fand 1916 statt – am Skagerrak – und endete unentschieden.
In deutschen und internationalen Filmarchiven liegen viele Dokumentarfilmaufnahmen, die zum Teil während der Schlachten entstanden, zumeist aber nachgestellte Szenen zeigen. Bisher waren sie selten oder gar nicht zu sehen. Außerdem wurden im Ersten Weltkrieg schon Filme gedreht, die wie „The Battle of the Somme“ Maßstäbe setzten. Die Weltkriegsromane, die in den späten 1920er Jahren erschienen (darunter Remarques „Im Westen nichts Neues“), wurden verfilmt und wie ihre literarischen Vorlagen zu Welterfolgen. Das Ziel der Filmreihe ist es, ausgewählte Dokumentar-, Propaganda-, und Spielfilme einem breiteren Publikum zu präsentieren – eingebettet in eine historische Einordnung.
Das Archiv der Goethe Universität verfügt in der Frankfurter Dantestr. 9 über eine Etage, die für unterschiedliche Veranstaltungsformate genutzt werden kann. Derzeit planen das Archiv und das FZHG gemeinsam eine Veranstaltungsreihe, welche das „Zeitalter der Extreme“ (1914-1945) in Form literarisch-künstlerischer, szenischer Lesungen lebendig werden lassen soll. Es ist geplant, dabei insbesondere Frankfurter Universitätsquellen und Archivalien zu berücksichtigen.