Leitung:
Dr. Tim Geelhaar, Dr. Magnus Ressel
Organisation:
Oliver Glaser
Die Digitalisierung der Geisteswissenschaften steht im Mittelpunkt der neu ausgerichteten Studiengruppe „Historische Semantik“. Die digitale Herausforderung bietet vielfältige Chancen auf dem Weg zu einer methodisch und theoretisch erneuerten Geschichtswissenschaft, die im akademischen Curriculum bisher noch keine Verankerung gefunden hat. Die Studiengruppe will hier Brücken bauen: vom Studium zum selbständigen Forschen, von der klassischen Hermeneutik hin zu computergestützten Analysemethoden, von der Erschließung historischer Materialien hin zu Digitalen Editionen. So werden sowohl Implikationen hinsichtlich Methodik und Theorie der Geschichtswissenschaft reflektiert, als auch grundlegende Techniken der DH erlernt und die sich verändernde mediale Zugänglichkeit von historischem Material in den Blick genommen, womit auch die Veränderungen klassischer Einrichtungen wie Bibliotheken und Archive unter dem Einfluss der DH Berücksichtigung finden.
Mit dieser Ausrichtung erweitert die Studiengruppe ihr bisheriges Aufgabenfeld der Historischen Semantik, in dem sie sich nicht nur mit den intellektuellen Grundlagen dieser Forschungsrichtung beschäftigt, sondern auch die Dynamiken des Forschungsfeldes in den Blick nimmt, in dem die Historische Semantik angesiedelt ist.
Studierende und Forschende aller Qualifikationsstufen sind herzlich dazu eingeladen, sich der Gruppe anzuschließen, eigene und fremde Arbeiten zu diskutieren und sich methodisch fortzubilden. Die Veranstaltung ist in einigen Semestern für einige Studiengänge zugleich als Lehrveranstaltung ausgewiesen.
Thema: Der Kreuzzugsgedanke vom 12. bis 17. Jh. – Teil 2: Die digitale Aufbereitung
In der Fortführung der Übung aus dem letzten Semester werden wichtige Quellenbestände zum Ordo Militiae Christianae sowie zum Johanniterorden in xml aufbereitet. Hierzu werden die Studierenden mit der Arbeitsplattform TEXTGRID (DARIAH) vertraut gemacht und die erarbeiteten files in Historical Semantics Corpus Management überführt, um später die vergleichende computergestützte Analyse zu ermöglichen. Abhängig vom Fortschritt der informationstechnologischen Vorverarbeitung werden die Produkte auf einem Workshop im Sommersemester 2019 finalisiert und über die vorhandenen Datenbanken publiziert.
Thema: Der Kreuzzugsgedanke vom 12. bis 17. Jh. – Teil 1: Paläographischer Lektürekurs lateinischer Quellen
Diese zweisemestrige Übung geht der longue durée des Kreuzzugsgedankens nach, indem Quellen zum 4. Kreuzzug (1198-1204) mit denjenigen zum Ordo Militiae Christianae aus dem beginnenden 17. Jahrhundert z. T. aus Archivbeständen erschlossen und miteinander verglichen werden. Das Thema ist bewusst so gewählt, um auch über herkömmliche Epochengrenzen kritisch zu reflektieren.
Im Wintersemester steht die paläographische Lektüre der lateinischsprachigen Quellen im Vordergrund. Im kommenden Sommersemester wird die Arbeit fortgeführt, indem die erarbeiteten Quellen für eine Online-Edition vorbereitet werden. Die Übung zielt darauf ab, Studierende in das hilfswissenschaftliche Arbeiten im digitalen Zeitalter einzuführen. Sprachkenntnisse des Lateinischen sind notwendig.
Eine vergleichende Übung mit Schwerpunkt auf den Erwerb sog. hilfswissenschaftlicher Kompetenzen im Umgang mit lateinischen Quellen. Dies beinhaltet neben Paläographie auch die Verarbeitung der Quellen im xml-Code.
Thema: Von der Handschrift zum TEI-Code (Geelhaar)
Zu den Kompetenzen angehender Historiker_innen gehören auch Computerkenntnisse, die weit über die Anwendungen Word, Office etc. hinausgehen. Die moderne Quelleneditorik arbeitet längst mit den Mitteln, die sich aus der digitalen Textaufbereitung ergeben. Diese Übung zielt darauf ab, Studierende einen Einblick in diese Form des Arbeitens zu geben, indem sie selbst eine Handschrift aus den Beständen der ehemaligen Bibliothek des Bartholomäus-Stifts Frankfurt transkribieren und im xml-Format der Text Encoded Initiative (TEI) anlegen, um das Ergebnis für die Datenbank comphistsem.org verfügbar zu machen. Neben diesem praktischen Aspekt wird es um Fragen der Quelleneditorik allgemein wie auch zu der Rolle der Digital Humanities in der Geschichtswissenschaft gehen. Diese Übung bildet den Auftakt für eine Studiengruppe „Historische Semantik/Digitales Edieren“, die die Arbeit aus der Übung fortführt und einen Workshop mit Spezialisten aus Köln, Berlin und Zürich organisieren wird.
Thema: Handschriften vor 1900 lesen und edieren (Ressel)
In der Lehrveranstaltung wird den Studenten einerseits die wichtige Fertigkeit der Lektüre von handschriftlichen Quellen aus den Jahrhunderten vor 1900 und andererseits auch ein vertieftes Verständnis der historischen Hilfswissenschaften und der modernen Editionswissenschaft nahegebracht. Der Schwerpunkt liegt auf den „klassischen“ Grundwissenschaften, die in ihrem ausgereiften Kanon betrachtet; und auch kritisiert werden. Die „Krise der Grundwissenschaften“ ist ein zentrales Thema der Lehrveranstaltung als auch die sich am Horizont abzeichnenden Lösungen ebenderselben durch die sich neu eröffnenden Methoden der digitalen Editorik.
Thema: Historische Semantik für das Mittelalter: von Diskursen, Frames, mikro- und corpussemantischem Arbeiten
Historische Semantik ist ein Oberbegriff für verschiedene Methoden geschichtswissenschaftlicher Forschung, die ihrerseits auf unterschiedlichen Theorieangeboten basieren. Anhand von Grundlagenliteratur (Koselleck, Foucault, Busse, Fillmore) und Fallbeispielen (Jussen, Kuchenbuch etc.) werden diese Herangehensweisen beleuchtet und Fragen zum Aufbau eigener Forschungen diskutiert.
Thema: Latein an der Pariser Universität des Mittelalters (zusammen mit Yasmin Karger)
Ziel der gemeinsamen Übung von Philologen und Philologinnen, Historikern und Historikerinnen ist es, das universitäre Latein als Katalysator der Wissensgeschichte zu untersuchen. Analysiert werden Texte, die im Umfeld der Pariser Universität von größter Bedeutung waren, z. B. Schriften von Cicero, vom Aristoteles-Übersetzer Wilhelm von Moerbeke, Thomas von Aquin oder Albert dem Großen. Es geht um Fragen wie: Wie veränderte sich das Latein durch seine Verwendung im universitären Lehrbetrieb? Welche Aussagen und Argumentationstechniken ermöglichte und förderte das universitäre Latein? Welche Charakteristika hinsichtlich Syntax und Wortschatz lassen sich ausmachen? Inwieweit ebnete das universitäre Latein den Weg für die moderne Wissenschaft in Europa?
Entsprechend der Neuausrichtung im vorangegangenen Semester bietet die Studiengruppe im Sommersemester Studierenden die Möglichkeit zum Neueinstieg. Nach einführenden Sitzungen zur Historischen Semantik als Methode werden die Studierenden sich mit eigenen kleineren Semantisierungsprojekten befassen, die im Umfeld der karolingischen Kapitularien angesiedelt sind. Abschließend wird der Blick über die corpusorientierte Semantik hinaus auf Ansätze außerhalb der Geschichtswissenschaft, z. B. bei Claude Lévi-Strauss, geworfen.
Die Studiengruppe trifft sich wöchentlich Montag 10 bis 12 Uhr im Raum IG 4.501.
Diese befinden sich in dem hierfür eingerichteten OLAT-Kurs. Zugang auf Anfrage bei der Kursleitung.
Nach dem Weggang der ehemaligen Studiengruppenleiterin, Dr. Silke Schwandt, und der Beendigung aller Promotionen im Leibniz-Projekt „Politische Sprache im Mittelalter“ steht die Studiengruppe vor einem Neuanfang in personeller als auch thematischer Hinsicht. In diesem Semester rücken daher die computerbasierten Analysetools in den Vordergrund. Einerseits wird das neue webbasierte Instrument www.comphistsem.org diskutiert, andererseits wird die Lemmatisierung der karolingischen Kapitularien vorangebracht, um damit einen Beitrag zu deren Neuedition zu leisten.
Die Arbeit wird auf drei Workshops verteilt: 13.01.2014; 10.2.2104; 4.3.2014.
Capitularia Regum Francorum, ed. Alfred Boretius (MGH Capit. I), Hannover 1883.
Capitularia Regum Francorum, ed. Alfred Boretius/Victor Krause (MGH Capit. II), Hannover 1897
In diesem Semester widmet sich die Studiengruppe des Forschungsproblemen der Mitglieder, die sich akut bei der Arbeit mit historisch semantischen Ansätzen stellen. Es werden Aufsätze und Paper gelesen und diskutiert. Die Teilnehmer haben auch die Gelegenheit, Themen zur vertiefenden Diskussion vorzuschlagen. Eines dieser Themen für das Sommersemester ist z. B. die Raumsemantik.
Die Studiengruppe trifft sich alle 14 Tage am Dienstag, von 16-18h im Raum des Forschungszentrums für Historische Geisteswissenschaften (Raum IG 1.414):
17.4., 15.5., 29.5., 12.6., 26.6. und 10.07.2012
Die Referenztexte werden den Teilnehmern von Sitzung zu Sitzung auf OLAT zur Verfügung gestellt oder können bei Silke Schwandt und Christoph Bramann per Email erbeten werden.
Die Studiengruppe trifft sich alle 14 Tage am Dienstag, von 16-18h im Raum des Forschungszentrums für Historische Geisteswissenschaften (Raum IG 1.414):
18.10., 1.11., 15.11., 29.11., 13.12.2011, 17.01. und 31.01.2012
Im WS 2011/2011 lies die Studiengruppe Texte aus dem Buch "Ideengeschichte" aus der Reihe "Basistexte" des Steiner Verlags.
Semantik des Politischen
In der Vorlesungszeit des Wintersemesters, alle 14 Tage dienstags, beginnend mit dem 26.10.2010.
23.11.2010 Philip Knäble (Bielefeld): Einblicke in den Tanzdiskurs des 16. Jahrhunderts
Zentrales Anliegen war die exemplarische Arbeit mit dem in Frankfurt entworfenen Computerprogramm zur corpuslinguistischen Historischen Semantik (HSCM). Dies geschah in Kooperation mit dem Leibnizprojekt „Politische Sprache im Mittelalter. Semantische Zugänge“.
Doktorandenworkshop „Historische Semantik anwenden“, 24. Juni 2009, Goethe-Universität Frankfurt am Main