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Erste Mittwochskonferenz im Wintersemester

Barbara Mittler eröffnete die Vorlesungsreihe
Am 26. Oktober 2016 eröffnete Barbara Mittler mit ihrem Vortrag "Ex Oriente Lux? China und die Macht der Musik – von Yao bis Mao" die Reihe. In dem Vortrag der eine Spanne, symbolhaft begonnen bei Yao – einem legendären Vorbild-Herrscher der goldenen chinesischen Vergangenheit aus dem 3. Jahrtausend vor Christus, also von den Anfängen der chinesischen Geschichte – bis Mao – einem ebenso bekannten aber umstrittenen Herrscher des 2. Jahrtausends nach Christus, der roten chinesischen Gegenwart (oder den oft gerühmten 5000 Jahren chinesischer Geschichte), spannt, wured gefragt, wie und wann Musik politisch werden kann, gerade wenn und weil sie bestimmte soziale und religiöse Funktionen annimmt. Der Vortrag, der substantiell auch Klänge sprechen ließ, hinterfragte zunächst Ideen und Praktiken von “Musik” im Wechselspiel zwischen Europa und China, um sich dann dem Verhältnis derselben zur “Macht” zuzuwenden. Es ging darum zu zeigen, wie einflussreich sehr alte philosophische Vorstellungen von der Macht der Musik bis heute noch in China sind und wie und dass sie auch heute noch in China verstanden (und genutzt) werden. Andererseits wurde gezeigt, dass das (Vor-)Urteil über die “strepitösen” ja “unerträglichen” Klänge, das die chinesische Musik in den Augen (und vor allem den Ohren) der Europäer verdient, heute immer noch eine Rolle spielt, auch wenn es in ein neues Gewand gekleidet sein mag. Chinesische Musik wird auch heute noch hierzulande regelmäßig verurteilt (ebenso wie chinesische Musiker, denen nicht selten geistlose Virtuosität und fehlende Originalität vorgeworfen wird): die chinesische Musik, so heißt es oft, kann ja gar nicht ästhetisch und gut sein, weil sie erstens “sowieso geklaut” und zweitens ja eben “politische Musik” ist. Beide (Vor-)urteile zeigen, wie sehr das Verständnis von Musik und Klang auch von der jeweiligen Sinn-stiftenden Gesellschaft abhängen kann – sei sie in China oder Europa. Ob sich daran je etwas ändern wird? Auch darüber reflektierte der Vortrag. Barbara Mittler ist Professorin für Sinologie an der Universität Heidelberg