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Jahreskonferenz: Das Anekdotische. Interdisziplinäre Perspektiven auf Geschichte und Poetik einer kleinen Form

Donnerstag, 26., bis Samstag, 28. September

Die interdisziplinäre Tagung rückt mit der Anekdote eine literarische Form in den Fokus der Aufmerksamkeit, die von der literatur- und kulturwissenschaftlichen Forschung über lange Zeit vernachlässigt worden ist. Neuere Forschungstendenzen legen aber die Annahme nahe, dass die Zeit gekommen ist, der Anekdote größere Beachtung zu schenken. Zum einen hat die Erforschung sogenannter ‚kleiner Formen‘ derzeit Konjunktur. Zum anderen lassen sich seit einiger Zeit Entwicklungen beobachten, die unter dem Schlagwort einer ‚Wiederkehr der Referenz‘ zusammengefasst werden können. Als dezidiert referenzorientiertes Genre ist die Anekdote in der literaturwissenschaftlichen Diskussion der letzten Jahre gar zu einem Paradigma literarischer Referentialisierung avanciert – insbesondere durch den New Historicism, der nicht nur eine Theorie der Anekdote entwickelt hat, sondern ‚das Anekdotische‘ offener als Schreibweise und als Wissensform fasst, welche in verschiedenen diskursiven Kontexten begegnen können.

Die Tagung konzentriert sich somit auf die bereits länger etablierte Literatur- und Theoriegeschichte der Anekdote und die erweiterte Literatur- und Theoriegeschichte des Anekdotischen und fragt, in welchem Verhältnis beide vor allem im Hinblick auf die skizzierten Aspekte zueinander stehen. Sie wählt hierfür eine interdisziplinär und komparatistisch ausgerichtete Perspektive, die mehrere literaturwissenschaftliche Disziplinen ebenso wie die Philosophie, Wissens- und Kulturgeschichte sowie Ethnographie einbezieht und historische Fallstudien von der Antike bis zur Gegenwart präsentiert. Durch diesen Zugang sollen zentrale Aspekte einer Kulturtheorie, Poetik und Narratologie der Anekdote und des Anekdotischen erarbeitet werden, die im Kontext der deutschsprachigen Literaturwissenschaft ein grundsätzlich immer noch ausstehendes Forschungsdesiderat bilden. Dabei soll auch der Frage nachgegangen werden, ob sich das stark erweiterte Modell des Anekdotischen im Sinne des New Historicism insgesamt sinnvoll auf die Gattungstradition der Anekdote im spezifischen Sinne beziehen lässt, oder ob es sich hierbei zumindest partiell um eine (post-) moderne Rückprojektion handelt.