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50 Jahre 68

Eine globale Revolte bewegt(e) Frankfurt / Jahreskonferenz des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften
Die Protestbewegungen von 1968, die nahezu alle westlichen Industrieländer erfassten, forderten die Institutionen der parlamentarischen Demokratien heraus und stellten das Repräsentationsmonopol der Parteien sowie die Wertordnung der Gesellschaft infrage. Kritische Intellektuelle brachen mit den Dogmen der linken Parteien und begründeten eine Neue Linke, die auf Bewegungen setzte. Frankfurt war ein Zentrum der Proteste. Die Begründer der Frankfurter Schule um Max Horkheimer und Theodor W. Adorno haben die 68er-Bewegung gedanklich mit vorbereitet und diskursiv geprägt. Studierende der Goethe-Universität erprobten neue Protestformen wie Teach-ins und Sit-ins und machten aus ihrer Alma Mater im Mai 1968 symbolisch die Karl-Marx-Universität. „68“ wird oft als Mythos, Chiffre oder Zäsur bezeichnet. Dabei werden den Protestbewegungen sowohl emanzipatorische als auch destruktive Wirkungen zugeschrieben: auf der einen Seite die Demokratisierung und Liberalisierung der Gesellschaft und auf der anderen Seite ein Werterelativismus und ein neuer Dogmatismus als Nährboden des linksextremen Terrorismus (RAF) der 1970er Jahre. Welcher Einschätzung man auch zuneigt: Die Protestbewegungen von 1968 waren mehr als ein Generationenkonflikt oder eine popkulturelle Revolte. 50 Jahre nach „1968“ beleuchtet die Tagung die Nachwirkungen der Proteste und widmet sich insbesondere zwei Aspekten: Erstens werden die Auswirkungen der Proteste von 1968 auf das ‚literarische Feld’ untersucht, d. h. auf Literaturproduktion und -kritik. Mit Blick auf Frankfurt als Stadt der Buchmesse und zahlreicher Verlage stellt sich die Frage: Wie positionierten sich Verleger und Lektoren, Schriftsteller und Publizisten in Bezug auf die Forderung der Protestbewegung nach Mitbestimmung und das von ihr formulierte Ziel, sich im Kampf mit den etablierten Medien um die Deutungshoheit durch neue Publikationsorgane und Vertriebswege besser zu positionieren und eine „Gegenöffentlichkeit“ zu schaffen? Zweitens wird die Beziehung zwischen der Neuen Linken und der Neuen Rechten beleuchtet. Ist die heutige Gesellschaft tatsächlich von „68“ geprägt, wie häufig konstatiert wird? Ist die Neue Rechte eine Gegenbewegung zur Neuen Linken, mithin eine Art Roll-back? Übernimmt sie Elemente der Transformations- und Aktionsstrategie der Neuen Linken und setzt diese gemäß ihren Leitideen ein? Wo überschneiden und wo unterscheiden sich die Medienkritik und das Verständnis von „Gegenöffentlichkeit“ der Neuen Linken und der Neuen Rechten? Programm-Flyer