Rudolf Stichweh
Gemeinsame Veranstaltung mit dem Excellenzcluster „Die Herausbildung normative Ordnungen“ und dem SFB „Schwächediskurse und Ressourcenregime“ der Goethe-Universität.
Der Vortrag wird ‚Soziokulturelle Evolution‘ und ‚soziale Differenzierung‘ als die beiden soziologischen Theorien vergleichend studieren, die sich für die Deskription und Erklärung des langfristigen Strukturwandels menschlicher Gesellschaften am besten eignen. Die Differenzierungstheorie hat ihren Schwerpunkt in einer historischen Makrosoziologie der Formen der Systembildung (Gruppen, tribale Verbände, Schichten, Kasten, Klassen, Organisationen, Funktionssysteme), deren Verschiedenheit und Sequenz die Gesellschaftsgeschichte bestimmt. Die Evolutionstheorie fügt dieser Zugangsweise eine Mikrosoziologie der basalen Einheiten der Strukturbildung (Erwartungen, Institutionen, Regeln, Meme, Symbole) hinzu, in denen Traditionen gespeichert und in die Variation inkorporiert wird. Wenn man dies so vorstellt, sind die beiden Theorien unweigerlich aufeinander angewiesen. Der Vortrag demonstriert dies in einer elementaren Rekonstruktion der Gesellschaftsgeschichte.