Francesco Fiorentino
Hörssalzentrum - HZ 14
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war die "Bernische kantonale Irrenanstalt Waldau" ein geheimer Knotepunkt der modernen Literatur. Dort schreibende Patient_Innen wie Constance Schartzlin-Berberat, Adolf Wölfli, Robert Walser oder Friedrich Glauser wurden später zu Referenzfiguren für die Konstruktion einer Besonderheit der Schweizer Literatur; und ihre Texte galten bald als Belege für eine strukturellen Verwandschaft zwischen psychopatologischer und avantgardistischer Kreativität. Der Vortrag geht diesen Diskursen kritisch nach und schaut auf die Herausforderungen, welche die besondere Verfassung schizophrener Schrift literaturwissenschaftlich und medientheoretisch stellt.
Francesco Fiorentino ist Professor für Deutsche Literatur an der Universität Roma Tre. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts, des deutschen Theaters der Moderne, sowie der literarischen Theorie und der Interaktionen zwischen Literatur und Geographie. Außerdem gelten seine Interessen insbesondere den interkulturellen, intermedialen und geopolitischen Zusammenhänge, in denen Literatur entsteht, sowie die Beziehung zwischen kultureller Identität und Territorialität.
