Paula-Irene Villa
Der Vortrag geht von einer (soziologisch geprägten) Diagnose aus: Diskurse und Praxen, insbesondere die politisch relevanten, werden derzeit zunehmend von einer ‚identitären‘ Logik geprägt. Rechts insbesondere, aber auch links; oben wie unten, in der Mitte auch. In dieser Logik werden soziale Strukturen bzw. Differenzen - Rassismus, Geschlecht z. B. - auf Individuen projiziert. So werden einzelne Personen zu Verkörperungen sozialer Verhältnisse („der alte weiße Mann“). Dies bezeichne ich als positionalen Fundamentalismus. Dieser verkennt die Eigenlogik verschiedener Sphären und kann darum auch die Bezüge zwischen Struktur, Praxis und Selbst nicht angemessen adressieren, die ihrerseits von Differenzen markiert werden. Der Vortrag entfaltet dieses Problem an ausgewählten Beispielen, denkt auch über die Verantwortung der Sozial- und Kulturwissenschaften nach, und stellt alternative Formen der Rede und Praxis zur Diskussion.
Paula-Irene Villa ist Lehrstuhlinhaberin für Allgemeine Soziologie und Gender Studies am Institut für Soziologie der LMU München.