Vinzenz Hediger (Frankfurt a. M.)
Eine mögliche Bestimmung der Problematik, die Benjamin in seinem Kunstwerkaufsatz behandelt, könnte so lauten: Die Frage ist nicht, ob Film eine Kunst sein kann, die Frage ist, was Kunst (noch) ist, wenn es den Film gibt. Dieser Beitrag wendet Benjamins Frage auf den Kollektivsingular “Geschichte” an und fragt, was Geschichte ist, wenn es den Film und andere technische Medien der Speicherung von Zeit gibt, denen, wie etwa der französische Historiker Pierre Sorlin argumentiert, eine tendenziell a-historische Logik der Wiederholung innewohnt. Weniger die Darstellung von Geschichte im Film steht demnach im Zentrum als die Frage nach der Form der historischen Erfahrung unter den Bedingung des Films oder, im Sinne Arons, eine Kritik der historischen Vernunft, allerdings unter Berücksichtigung von deren spezifischen medialen Bedingungen. An Filmbespielen zur Sprache kommen sollen unter anderem Griffiths “Birth of a Nation”, Esfir Shubs “Der Fall des Hauses Romanov” und Alexander Sokurovs “Moloch”.
Vinzenz Hediger ist seit dem Sommersemester 2011 Professor für Filmwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt.