Valeska von Rosen
Kaum ein zweites vormodernes Gemäldecorpus ist für die Untersuchung von intendierten Bildtransfers und deren Voraussetzungen so geeignet wie die religiöse Bildproduktion der niederländischen ‚Caravaggisten’. Das Corpus entstand in einem begrenzten Zeitraum von zwanzig Jahren (ca. 1610-1630), konstituiert sich über den Rekurs auf die hochgradig innovativen und tendenziell Norm zerstörenden Gemälde eines Künstlers – des Namen gebenden Caravaggio –, dessen Bildlösungen die Maler an die veränderten Produktions- und Rezeptionsbedingungen, wie sie allein durch den Konfessionswechsel in den Niederlanden gegeben waren, anzupassen hatten. Welche Strategien wählten die Maler? Wie richteten sie sich an Geschmackskonventionen aus, wo erprobten sie intrikate Bilderfindungen? Auf diesem Moment der aktiven Suche nach Bildlösungen vor der Folie zu rekonstruierender Kontexte der Gemälde, und damit auf den dynamischen Prozessen des Auslotens und Aushandelns der visuellen Möglichkeiten unter spezifischen Bedingungen liegt der Fokus des Vortrags.
Valeska von Rosen ist Professorin für Kunstgeschichte an der Ruhr-Universität Bochum