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materie | bilder: bill morrisons "decadia"

Bernd Herzogenrath

In den letzten Jahren hat das Forschungsgebiet der Material Culture in den Geisteswissenschaften immer mehr an Relevanz und Einfluss gewonnen. Diese 'Archäologie der Alltagsgegenstände' hat die Repräsentation der Dingwelt in den Medien zum Gegenstand. Objekte sind in ihrer Materialität der Zeitlichkeit und Vergänglichkeit unterworfen. Das Medium 'Film' erscheint in diesem Zusammenhang als besonders passendes Forschungsobjekt, da es seit seinem Beginn ein komplexes Verhältnis zur Zeit unterhält und verspricht, die Dynamik der Zeit – und somit die Zeit der Dinge – direkt zu repräsentieren. Diese Darstellung beruht jedoch auch auf der Unterdrückung der Dinglichkeit des Films selbst, eines äußerst fragilen Mediums, das im Laufe seines ‘Projektionslebens’ natürlicherweise Kratzer, Verbrennungen, etc. – Zeichen der Zeit – anlagert.

Im Gegensatz zu diesen gängigen Themenkomplexen der 'Material Culture' ist dieser Vortrag an einer Erweiterung der Analyse auf die Medien selbst interessiert – in einer selbstreflexiven Bewegung sollen die Fragestellungen der 'Material Culture' in einer Verschränkung mit dem ‚intelligenten Materialismus‘ Gilles Deleuzes auf das Filmmaterial selbst angewandt werden. Dieser Aspekt des filmischen Materials wurde von amerikanischen Vertretern des Experimental/Avantgarde Films durch die direkte Bearbeitung des Zelluloids akzentuiert. Bill Morrisons Film Decasia wählt einen anderen Zugang: dieser Film, der nur aus found footage/Archivfilmen in verschiedenen Stadien der Zersetzung (decay) besteht, offenbart das Zusammenwirken von Zeit und Material selbst als 'bild-schaffend.'

Mittwoch, 02.05.2012
Beginn: 12:00
Ende: 14:00
Veranstaltungsort
IG 1.414
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Veranstalter
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