Frederike Felcht
Wider die Sattheit: Revolutionärer Hunger bei Elmer Diktonius
Elmer Diktonius (1896-1961) – “the angry young man of the Finland-Swedish modernist movement” (Clas Ziliacus) – veröffentlichte 1921 sein Debut Min dikt (Mein Gedicht), eine Sammlung von Gedichten und Aphorismen. In einem späteren Brief stellte er trocken fest: „Die Folge: eine Art Skandalerfolg und der Verlag im Konkurs.“
Dieses Resultat ist durchaus folgerichtig, denn Min dikt bestimmt Dichten gleich zu Beginn als Beißen, Reißen und Zerfleischen, als Schlagen und Töten, das dem Neuen Platz bereitet. Den Antrieb liefert der Hunger, der in Diktonius‘ „physiologischer Ästhetik“ (Ingemar Haag) eine zentrale Rolle spielt. Darüber hinaus kommt Hunger in Min dikt eine politische, gemeinschaftsstiftende und zum Kampf anstiftende Funktion zu. Dieser Mehrdimensionalität des Hungers und ihren historischen Kontexten geht der Vortrag nach.
Frederike Felcht ist Juniorprofessorin am Institut für Skandinavistik der GU.