AUTOPSIEN: Handschriften
Die Handschriftensammlung der UB Frankfurt. Sammlungsstruktur, Erschließung und mediävistische Einblicke
Jakob Frohmann (Leiter des Handschriftenzentrums, Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg) im Gespräch mit Holger Runow (Professor für Ältere Deutsche Literatur, Goethe-Universität)
In der Handschriftensammlung der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg werden rund 3.000 Handschriften aufbewahrt, darunter etwa 600 mittelalterliche Stücke, außerdem zahlreiche Fragmente. Sie umfasst unter anderem den Handschriftenbestand der alten Frankfurter Stadtbibliothek, wobei einige wenige Stücke sogar aus den Gründungsbeständen der Rats- und Barfüßerbibliothek erhalten sind, sowie Schenkungen und Ankäufe aus den Bibliotheken Frankfurter Persönlichkeiten der Frühen Neuzeit. Außerdem enthält die Sammlung die Handschriften der durch die Säkularisation aufgelösten Frankfurter Stifts- und Klosterbibliotheken sowie die Bestände der ehemaligen Rothschildschen Bibliothek. Die überlieferten Texte sind in diversen Sprachen verfasst (lateinisch, deutsch, hebräisch, slawisch, arabisch, äthiopisch, persisch und türkisch).
In diesem Lunch Duo wollen wir (neben einer kleinen Einführung zur Sammlung als Forschungsressource) einige ausgewählte deutschsprachige Handschriften des Mittelalters vorstellen. Dabei sollen die unterschiedlichen Perspektiven zur Geltung kommen, die den forschenden Blick mit literaturgeschichtlichem, philologischem oder bibliothekarischem Erkenntnisinteresse auf die Objekte lenken können. Zu fragen ist dabei natürlich nach den einzigartigen Stücken der Frankfurter Sammlung, darüber hinaus aber auch danach, was sie an Typischem zu bieten hat (und was ihr ‚fehlt‘), in welchen Formen und Kontexten literarische Texte überliefert sind – und nicht zuletzt danach, welchen Stellenwert „Autopsie“ der wertvollen Objekte im Zeitalter der Digitalität noch hat.
Teil der Reihe AUTOPSIEN. Sammlungen und Forschung im Gespräch
In der Reihe "Autopsien" (etymologisch: ‘mit eigenen Augen sehen’) geht es um die Sichtung und Kontextualisierung von Quellen und Objekten aus den besonderen Sammlungsbeständen der Frankfurter UB. Das Mittel dazu ist die kritische eigene Anschauung. Sammlungskurator:innen treten mit Geistes- und Naturwissenschaftler:innen in ein lockeres Gespräch, während Anknüpfungspunkte zwischen konkreten Forschungsfragen der humanities und den UB-Sammlungen und -Services aufgezeigt werden. Die Frankfurter Universitätsbibliothek besitzt wertvolle historische Bestände mit zahlreichen unikalen Werken. Dazu zählen mittelalterliche bis neuzeitliche Handschriften, Archivalien und Nachlässe, aber auch Nicht-Textuelle-Materialien wie etwa Bildsammlungen. Darüber hinaus werden seit über sechzig Jahren thematische Spezialsammlungen der UB kontinuierlich von der DFG gefördert.