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Studiengruppe „Historische Intersektionalitätsforschung“ (FF2)

Leitung:
Prof. Dr. Andreas Kraß, Nataša Bedeković

Organisation:
Nataša Bedeković

Die Studiengruppe hat die abschließenden Ergebnisse Ihrer zweijährigen Arbeit im Sammelband „Durchkreuzte Helden. Das Nibelungenlied und Fritz Langs Film Die Nibelungen im Licht der Intersektionalitätsforschung“ (Hg. Von Natasa Bedekovic, Andreas Kraß und Astrid Lembke, Bielefeld 2014) veröffentlicht.

Die Beiträge des Bandes ordnen sich in drei thematische Gruppen, die zentrale Problemfelder der Intersektionalitätsforschung beleuchten. Die Beiträge der ersten Gruppe befassen sich mit der Dynamik von Überordnung und Unterordnung, die Beiträge der zweiten Gruppe mit Prozessen gesellschaftlicher Einschlüsse und Ausschlüsse, die Beiträge der dritten Gruppe mit der Problematik von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Darüber hinaus bestehen thematische Querbeziehungen zwischen den Beiträgen. Drei Beiträge rücken einzelne intersektionelle Kategorien in den Vordergrund, nämlich Geschlecht (Peter Somogyi), ›Rasse‹ (Beatrice Michaelis) und Behinderung (Nataša Bedeković). Zwei Beiträge untersuchen das Zusammenspiel der intersektionellen Kategorien Stand und Geschlecht mit Herrschaft (Astrid Lembke) und Herkunft (Regina Toepfer). Zwei Beiträge untersuchen Zeichenkomplexe, die für das intersektionelle Verhältnis von Individuum und Kollektiv relevant sind: Nahrung (Lisa Pychlau-Ezli) und Kleidung (Andreas Kraß). Zwei Beiträge analysieren die Konstitution sozialer Beziehungsformen aus intersektioneller Sicht: zum einen die Nahbeziehungen der Freundschaft, Liebe und Ehe (Ninja Roth), zum anderen die Abhängigkeitsbeziehung der Gefolgschaft (Michael R. Ott). Während die genannten Beiträge die Brücke von der aktuellen Intersektionalitätsforschung zur historischen Literatur- und Kulturwissenschaft schlagen, wählt der abschließende Gastbeitrag die umgekehrte Richtung und fragt nach den spezifischen Gegebenheiten der mittelalterlichen Literatur und Kultur und ihren Konsequenzen für Fragestellungen der Intersektionalitätsforschung (Judith Klinger). Die enge thematische Verflechtung der Beiträge ist Resultat zweijähriger intensiver Diskussionen, die die Beiträger_innen des Bandes im Rahmen der Studiengruppe zur historischen Intersektionalitätsforschung führten. Die Studiengruppe befasste sich im ersten Schritt mit den Theorien und Methoden der Intersektionalitätsforschung, erarbeitete im zweiten Schritt am Beispiel des Nibelungenlieds historische und literaturwissenschaftliche Perspektiven der Intersektionalitätsforschung und schlug im dritten Schritt den Bogen zu den Adaptationen des Nibelungenlieds im frühen 20. Jahrhundert, um einen exemplarischen Vergleich zwischen den vormodernen und modernen Gegebenheiten zu ermöglichen und die diskursgeschichtliche Perspektive der Intersektionalitätsforschung zu vervollständigen.   

Profil

Die Studiengruppe „Historische Intersektionalitätsforschung“ geht hervor aus der Gruppe „Diversität und Intersektionalität“ des Arbeitskreises der hessischen Mediävistinnen und Mediävisten. Die Gruppe dient als inneruniversitäre Plattform zum Austausch der beteiligten Studierenden und Lehrenden untereinander. Gleichzeitig bildet sie den Mittelpunkt eines von der Universität Frankfurt ausgehenden Netzwerks der kooperierenden hessischen Partneruniversitäten (Gießen, Kassel, Marburg).

Ziel der Gruppe ist es, das Konzept der Intersektionalität auf seine Anwendbarkeit bezüglich vormoderner Gesellschaftsstrukturen zu überprüfen und hermeneutische Modelle zu entwickeln, mit deren Hilfe intersektionelle Konstellationen in historischen Artefakten sichtbar gemacht und interpretiert werden können.

Die Intersektionalitätsforschung interessiert sich für Dominanzverhältnisse sowie für Exklusions- und Inklusionspraktiken in komplexen sozialen Systemen. Im Fokus stehen Prozesse, in denen Personen, die als verschiedenen gesellschaftlichen Kategorien gleichzeitig angehörend gedacht werden müssen, auf der Grundlage solcher Kategorisierungen Handlungsfähigkeit zugeschrieben oder abgesprochen wird. Die Studiengruppe „Historische Intersektionalitätsforschung“ fragt danach, wie sich die Erkenntnisse der Sozialwissenschaften zur Intersektionalität mit den Arbeitsweisen und Erkenntnisinteressen historisch forschender Literatur- und Kulturwissenschaften verbinden lassen. Es geht darum, ein Methoden- und Kategorieninstrumentarium zu entwickeln, mit dessen Hilfe am Beispiel vormoderner Texte und Bilder ermittelt werden kann, wie zu bestimmten Zeiten und in bestimmten kulturellen Räumen soziale Differenzen diskursiv markiert und modelliert werden.

Angestrebt ist die statusgruppenübergreifende Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Studierenden und Forschenden aller Disziplinen, die sich mit dem Phänomen der Intersektionalität aus historischer Perspektive beschäftigen. Interessierte sind jederzeit herzlich willkommen, an einem der Treffen teilzunehmen oder sich telefonisch oder per Mail über Fragestellungen, Ziele und Arbeitsweisen der Gruppe zu informieren.

Basisliteratur

  • Crenshaw, Kimberle: Mapping the Margins: Intersectionality, Identity Politics, and Violence Against Women of Color. In: Stanford Law Review, Vol. 43, No. 6 (1991), S. 1241-1299.
  • Walgenbach, Katharina (2007): Gender als interdependente Kategorie. In: Gender als interdependente Kategorie. Neue Perspektiven auf Intersektionalität, Diversität und Heterogenität. Hg. von Katharina Walgenbach, Gabriele Dietze, Antje Hornscheidt und Kerstin Palm. Opladen 2007, S. 23–64.
  • Winker, Gabriele; Degele, Nina: Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten. Bielefeld 2009. 


Alle Texte stehen als pdf-Dokumente zur Verfügung und werden auf Anfrage zugeschickt.

Wintersemesester 2012/13

Wintersemesester 2012/13

Themen:

Im Wintersemester 2012/2013 sollen intersektionale Zugänge zum erzählten Raum thematisiert werden. Räume sind keine statischen Gebilde sondern, müssen als Orte intersektionaler Überschneidungen verstanden werden. In ihnen werden soziale Ordnungen und Interaktionsbeziehungen verhandelt. Ziel ist es daher, die vielfältigen Verschränkungen narrativ entworfener Räume am vormodernen Erzählen des deutschen Mittelalters zu verdeutlichen und zu analysieren. Die soziologisch basierte Theorie der „Intersektionalität“ wird dafür als Grundlage dienen.


Literatur:

Walther von der Vogelweide: Lieder (Auswahl noch nicht bekannt).
Hartmann von Aue: Iwein: Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Herausgegeben und übersetzt von Rüdiger Krohn. Kommentiert von Mireille Schnyder. Reclam. Stuttgart 2011. (Reclam Bibliothek).
Gottfried von Straßburg: Tristan und Isold: Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Walter Haug. Bd. 1. Berlin 2011.
Georg Wickram: Von guten und bösen Nachbarn, in: Georg Wickram: Sämtliche Werke. Herausgegeben von Hans-Gert Roloff. Bd. 4. Berlin 1969.

Des Weiteren ist die Herausgabe eines Sammelbandes geplant, in dem ausgewählte Beiträge zur „Historischen Intersektionalitätsforschung“ erscheinen werden. Zur Ergänzung der wöchentlichen Treffen wird auch in diesem Semester ein zweitägiger Workshop stattfinden.


Termine:

  • Donnerstag, 16.00-18.00 Uhr, Raum 311

Workshop:

  • 23.11.2012, 16.00-19.30 Uhr, Raum 1.414
    • 24.11.2012, 9.00-16.00 Uhr, Raum 1.414
    Sommersemester 2012

    Sommersemester 2012

    Themen:

    Im Sommersemester 2012 soll die Analyse des Films "Die Nibelungen" von Fritz Lang im Vordergrund stehen. Hierbei werden die bereits erarbeiteten Ansätze zur Historischen Intersektionalitätsforschung berücksichtigt und angewandt. Der Film und die Basistexte können auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden.

    Termine:

    • 23. April, 14.30-18.00 Uhr, Raum 1.414
    • 21. Mai,  15.00-18.00 Uhr, Raum  1.414
    • 11. Juni, 15.00-18.00 Uhr, Raum  1.414

    Workshop

    • 16. Juli, Raum 1.414 (Zeit wird noch bekannt gegeben)
    Wintersemester 2011/2012

    Wintersemester 2011/2012

    Vorträge

    • 2. Februar 2012, 16-18 Uhr, IG 2.731 (Nebengebäude) Dr. Beatrice Michaelis, Justus-Liebig-Universität Gießen: 
      "Interdependentes Erzählen im Prosa-Lancelot" 
    • 9. Februar 2012, 16-18 Uhr, IG 2.731 (Nebengebäude) Dr. Christine Vogt-William, Goethe-Universität Frankfurt am Main: 
      "Masculinities in Competition in Film Adaptations of 'Beowulf': Applying Intersectionality Theory to 'The 13th Warrior'"