Elke Morlok und Niels Eggerz
Der Vortrag zeichnet die Entwicklungslinien des Engelsfürsten Metatron im Judentum sowie dessen Aneignung und Umdeutung im protestantischen Christentum. Im ersten Teil kommen zunächst die biblischen und spätantiken Henoch-Metatron Erzählungen und ihre vielfältigen Facetten in den unterschiedlichen geographischen und kulturellen Kontexten in den Blick. Sodann wollen wir die aschkenasischen und sephardischen Quellen der jüdischen Mystik in ihren angelologischen Positionierungen hinsichtlich dieser Figur beleuchten. Die astromagische Bedeutung von Engeln in der Offenbarung der Geheimnisse der Tora spielt hierbei eine besondere Rolle. Im zweiten Teil des Vortrages wenden wir uns den frühneuzeitlichen christlichen Appropriationen dieses Mittlerengels und seiner christologischen Umdeutung als Angelus Increatus zu. Letztere wurde vor allem durch die neuartige protestantische Bibelhermeneutik sowie durch die im Protestantismus weit verbreite Überzeugung bedingt, dass man das Christentum erfolgreich wiederhergestellt und zu seinen biblischen Ursprüngen zurückgeführt habe.
Elke Morlok ist Privatdozentin am Seminar für Judaistik
Niels Eggerz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Projekt "Kabbala als Transferparadigma" am Historischen Seminar