Małgorzata Sugiera // Krakau Theatre as Contagion. Making Sense of Communication in Performative Arts
Ansteckung ist mehr als eine epidemiologische Tatsache. Der medizinische Gebrauch des Begriffs ist ein metaphorischer, ebenso wie die meisten Ideen zur Zirkulation in sozialen Interaktionen. Anhand dieser Krankheiten und Ideen wird deutlich, dass interagierende Körper Kräfte entfalten wie auch Gefahren hervorbringen, und dabei zeigt sich die Brüchigkeit und Beharrlichkeit sozialer Bindungen. Im Fall des Theaters finden sich unterschiedliche Tropen der Ansteckung sowohl in der fiktionalen Welt auf der Bühne (spätestens seit dem Ödipus Rex von Sophokles) als auch in vielen Theorien, welche die Interaktion zwischen dem Theaterpublikum, fiktiven Charakteren und Performern definieren. Vorrangiges Ziel des Vortrags ist es, zu zeigen, wie der Begriff der Ansteckung sich in den letzten Jahrzehnten verändert hat und wie er unser Verständnis von Partizipation in den darstellenden Künsten beeinflussen könnte. Dies wird in zwei Schritten gezeigt: Zunächst soll das Konzept der Ansteckung als eine Erzählung vom Ausbruch, die unter anderem Antonin Artauds Das Theater und die Pest beeinflußt hat, verglichen werden mit dem neueren und dynamischeren Konzept von Epidemie, die um einen Kipppunkt herum strukturiert ist. Dann sollen Formen der darstellenden Künste betrachtet werden, die ähnliche Strukturen der Publikumsreaktion aufweisen, etwa Mariano Pensottis Projekt Sometimes I think I can see you (2010) und einige weitere Beispiele.
